Die Automobilindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland, und das nicht nur wegen der Autohersteller. An diesen hängen nämlich viele Zulieferer, die den deutschen und den internationalen Markt bestimmen. Die Zahlen, die von den Auto- und Teileherstellern geschrieben werden, sind groß: 2017 machte die Autoindustrie etwa 400 Milliarden Umsatz. Man geht davon aus, dass knapp acht Prozent der Wirtschaftsleistung in Deutschland auf diesen Bereich entfällt. Hinzu kommt, dass Autos ein Exporttreiber sind, etwa 75 Prozent der hier gebauten Fahrzeuge gehen auf europäische und Übersee-Märkte. Auch was den Arbeitsmarkt angeht, ist die Autoindustrie wichtig: Knapp eine Million Menschen waren bei Herstellern und Zulieferern vor Beginn der Corona-Krise angestellt. Hinzu kommen nochmals fast 1,8 Millionen, die mittelbar mit der Branche verknüpft sind. Dazu zählen zum Beispiel Kantinenbetreiber oder diejenigen, die das Kantinenessen produzieren.
Die Größe birgt natürlich ein Risiko, das wurde 2020 sichtbar: Geht es der Branche schlecht, sind sofort sehr viele Menschen betroffen. Das macht die Autoindustrie systemrelevant, was bei einer Krise bedeutet, dass wichtige Teile der Gesamtwirtschaft gefährdet sind. Das Problem dabei ist, dass es zwar staatliche Hilfe für die großen Konzerne gibt, die Unterstützung aber eigentlich bei den Zulieferern, meistens kleinen und mittelständischen Unternehmen, gebraucht wird.
Innovation durch Zulieferer
Denn hier findet ein erheblicher Teil der Innovation statt: Selbst wenn BMW, Volkswagen und Mercedes selbst große Forschungszentren betreiben, ohne die Ingenieure ihrer Partner wären sie aufgeschmissen. Die Mittelständler sind es, die zum Beispiel mit einer neuen Schweißtechnik schneller und effizienter Teile zusammenfügen können. Beim Zukunftsthema des automatisierten Fahrens kommt ein großer Teil der Software ebenfalls von kleinen, spezialisierten Firmen. Gerade der IT-Bereich wird gerne ausgelagert: So ist eine Firma aus Darmstadt Marktführer bei der Erstellung von Testprogrammen für Autofirmen.
Letztlich profitieren viele branchenfremde Unternehmen und Institutionen vom Forschergeist der Fahrzeughersteller. Denn über die Investitionen wird der Forschungsstandort Deutschland gefördert und damit weitere Innovationen. Die Automobilindustrie hat einen großen Anteil am hohen Niveau der Maschinenbauer und der damit verbundenen Ausbildung. Es kommt nicht von ungefähr, dass deutsche Universitäten bei den Ingenieurleistungen weltweit mit am besten abschneiden.
Die nächste Herausforderung für die Branche ist die Digitalisierung. Wesentliche Teile der Autos werden in der Zukunft von Software gesteuert. Daten und ihre Vernetzung werden massiv an Bedeutung gewinnen. Die Industrie selbst will bis 2024 knapp 25 Milliarden Euro investieren, um weltweit am Ball bleiben zu können.